Hansenhaus Rechts - Gemälde

Hansenhaus Rechts - Gemälde
Hansenhaus Rechts zu Marburg an der Lahn ca. im Jahre 1897 - Gemälde von Friedrich (Fritz) Klingelhöfer (04.061832 - 09.11.1903) Marburger Landschaftsmaler - Bildarchiv Foto Marburg 221331

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Wie alles begann - Teil X

Marburg in alten Bildern

Die Oberhessische Presse veröffentlichte am Dienstag, den 12. April 1994, auf der Seite Marburg unter der Rubrik Marburg in alten Bildern einen Artikel über die Schmenners und die Hansenhäuser.

Das alte Bild zum Artikel stammt von einer 2 Bild Ansichtskarte aus dem Jahre 1915. Fotograph war der seinerzeit sehr bekannte J. Hedderich aus Dreihausen. 
Der Text unter den Fotos lautet unter anderem: Restaurant zum Hansenhaus Rechts. Bes. F. Schmenner. An der Hauswand allerdings steht: Restauration Hansenhaus rechts. Der Besitzer im Jahre 1915 war Friedrich Schmenner (1851-1918).


 
Nachfolgend der Original-Wortlaut des oben genannten Artikels von Susanne Blaha in der Ausgabe vom Dienstag, den 12. April 1994, der Oberhessischen Presse.

Nach dem 10. Johann hieß das Lokal dann schließlich Hansenhaus 
Die Schmenners kamen als Schäfer nach Marburg, später waren sie Gastwirte 

Marburg. 1736 gab die Stadt  Marburg einem Schmenner "Auf dem Kaff“ einen  Acker auf drei Jahre  zur Leihe". Später  gehörte ihm das Hansenhaus. 

Die Schmenners kamen im 17. Jahrhundert aus Sterzhausen und Cappel als Schäfer des Deutschen Ordens und des Landgrafens "Auf den Glaskopf“ in der Universitätsstadt.

Johann Schwenner ist 1745 "Auf'm Berg"

xDie Information stammt von Dieter Woischke, der sie wiederum, von dem bereits verstorbenen Verleger und Marburg-Kenner Hermann Bauer hat. 1733 tauchte jener Johann Baltasar Schmenner in der Steuerliste auf, der später den Acker "Auf dem Kaff" bestellte. 1745 erscheint ein zweiter Schmenner, nämlich Johann Wilhelm, "Aufm Berg" in  Marburg. Johann Schmenner "vom Schweinsgrund" wurde 1762 "zum allhiesigen Bürger aufgenommen. und verpflichtet". Schweinsgrund ist der alte Flurname des Gebietes, auf dem die.heutigen Gasthäuser liegen. 1762,  weiß Woischke von Bauer, wird  bezeugt, daß die Eltern des Johann Schmenner "auf dem Hansehaus sich nicht „in Leibeigenschaft befanden". Das sei auch die erste offizielle Nachricht von dem Namen Hansenhaus. 10 Mal taucht der Vorname Johann in der Ahnenreihe der Schmenners auf, Bauer   war  der  Meinung, daß hier der  Ursprung für den  Namen  Hansenhaus lag. 

Seit 1843 gibt's ein Haus rechts und eins links

1800 hieß es immer noch "auf dem Hansenhaus im Schweinsgrund". 1843 bis 94 wird  ein  Ludwig  Schmenner im Hansenhaus links und 1845 ein Johann Georg  Schmenner im  Hansenhaus rechts in alten Dokumenten erwähnt. Zu diesem  Zeitpunkt dürfte nach Kenntnis Bauers die Spaltung der  erfolgt  sein.

Anmerkung:
Die Informanten der Verfasserin dieses Artikels der Oberhessischen Presse verfügten nicht über die heutigen Recherchemöglichkeiten wie Internet, digitalisierte Akten, Karten, Kirchenbücher und Personenstandsregister sowie für jedermann frei zugängliche Archive. Dadurch ist der Artikel aus heutiger Sicht teilweise sehr fehlerhaft und deshalb in sich widersprüchlich. Die Verfasserin des Artikels hat die ihr gegebenen Informationen einfach ohne Nachrecherche übernommen. Schade.


Quelle: Oberhessische Presse, Marburg, Marburg in alten Bildern, Dienstag 12.April 1994






Am

Freitag, 1. Juli 2016

Wie alles begann - Teil VI


35 Jahre Hansenhaus-Gemeinde
Das 35. Jubiläum der Hansenhaus-Gemeinde nahm die Oberhessische Presse am 04. July 1969 zum Anlass, einen Artikel über die Urbarmachung und Besiedlung des Schweinsgrund bei Marburg mit dem angrenzenden Berg Kaff durch die Sippe Schmenner sowie die Entstehung des Bismarckturm und der Siedlung der Siedlergemeinschaft beim Hansenhaus zu veröffentlichen.

Die Oberhessische Presse berichtete am 04. July 1969:
 
HARTE ARBEIT AUF STEINIGEM BODEN
Mit 1500 Mark Eigenkapital gebaut
Vor 35 Jahren wurden die ersten Häuser in der Hansenhaus-Siedlung errichtet / Heute Jubiläumsfest

Die Hansenhausgemeinde wird an diesem Wochenende auf dem Bolzplatz an der Gerhart-Hauptmann-Schule in einer Veranstaltungsfolge ihres 35jährigen Bestehens gedenken, führt sie doch ihren Ursprung auf die 1933/34 errichtete sog. Stadtrandsiedlung südlich der Großseelheimer Straße (Brüder-Grimm-Straße) zu­ rück. Dieser Stadtteil hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Bau neuer Straßen und zahlreicher Wohnhäuser nördlich der Großseelheimer Straße enorm weiterentwickelt, so daß er heute mehrere tausend Bewohner umfaßt. Die Jubiläumsfeier gibt Veranlassung, auf die geschichtliche Vergangenheit des Geländes zurückzublicken, auf dem das neue Wohnviertel entstanden ist.

Vermutlich im 17. Jahrhundert hatte sich eine aus Holland eingewanderte Familie Snyder (Schneider) in der sich vom Lahnberg nach dem Zahlbachtälchen hinab ziehenden Talmulde, Schweinsgrund genannt, angesiedelt. Als ihr Anwesen zu Anfang des 18. Jahrhunderts niederbrannte, zog sie nach Weidenhausen und baute sich dort einen neuen Hof an der Hahnengasse, um 1810 erwarb sie schließlich den alten Fronhof Am Grün. Die mit ihr verschwägerte Familie Johann Balthasar Schmenner übernahm oberhalb des Kaffwaldes ein zum abgebrannten Schneiderschen Anwesen gehöriges Gebäude, das auf einer Flurkarte von Obert J.G. Schleenstein aus den Jahren 1704-1708 als "Mückenhaus" verzeichnet ist, wahrscheinlich nach den südlich dahinter liegenden Berghängen benannt, die auf einer·Flurkarte von 1750 die Bezeichnung "Weiße Möcke" tragen (heute "Gebrannter Berg" und.Spitzer Berg"). Johann Balthasar Schmenner erwarb neben seinem Anwesen noch Rodland.
Laut Eintragung in dem Ratsprotokoll der Stadt Marburg vom 6. November 1736 verpachtete die Stadt "dem Schmenner uffm Kaff", der bereits 1733 in einem Steuerregister erwähnt wird, einen Acker.
Im Kammerarchiv, Pachtrepositur Marburg Nr. 11 vom Jahre 1743 findet sich (nach Reimer) die Bemerkung "Bey des Hanssen Hauses der Schweinsgrund".
 

1745 findet sich ein zweiter Ansiedler "uffm Berg" namens Johann Wilhelm Schmenner, vermutlich ein Bruder des Johann Balthasar und Erbauer von Hausenhaus rechts, dessen Nachkommen (jetzt Fritz Schmenner) noch heute Besitzer des Anwesens sind, während Hansenhaus links seit 1895 in andere Hände überging.

Die Besitzer beider Hausenhäuser betrieben seit Anfang vorigen Jahrhunderts kleine Gastwirtschaften, die von Bürgern, Studenten und Soldaten bei Spaziergängen gern aufgesucht wurden und sich nach Um- und Erweiterungsbauten inzwischen zu beliebten Aus­ flugslokalen entwickelt haben. Mit Er­öffnung der Gastwirtschaften, die im Volksmund .,dem Hannes sein Haus" genannt wurden, entstand die heutige Bezeichnung "Hansenhaus", von der die Hausenbaus-Gemeinde ihren Namen ableitet.

Bismarckturm für 16 000 Mark
Im Bereich der Hansenhausgemeinde, Richtung Glaskopf, wo Professor Euri­cius Cordus bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts einen vier Morgen großen, von einer Hecke umgrenzten, botanischen Garten angelegt hatte, er­ scheint auf einer Flurkarte von 1750 die Bezeichnung "der Hopffengarten zum Schwan", ein Hinweis darauf, daß vom Schwanhof aus (ihm wurde im 16. Jahrhundert der Glaskopfhof mit umliegendem Gelände angegliedert), Hopfen angebaut worden ist.1848 sowie in den Jahren 1867 bis 1869 befanden sich etwa an der Stelle, an der später das Forsthaus errichtet worden ist, Schießstände des Marburger Schützenvereins.
Am 21. Juni 1904 wurde die mit einem Kostenaufwand von 16 000 Mark errichtete Bismarcksäule eingeweiht, im gleichen Jahre die Bismarckpromenade vom Cappeler Berg bis zu den Hausenhäusern angelegt, die dann 1909 bis zum Südbahnhof verlängert worden ist.
1906 errichtete man an der Weintrautseiche eine kleine Schutzhütte und pflanzte die Lindenallee in Richtung Großseelheimer Straße.
1907 wurde das zusammen gerutschte Mauerwerk der Richtstätte Rabenstein (seit 1753), auf der 1864 die letzte öffentliche Hinrichtung in Marburg stattfand, wieder aufgebaut und bepflanzte 1912 ein etwa 80 Ar großes Gelände von dort in Richtung Hansenhaus rechts mit etwa 2000 Eichen, Lärchen und Birken.
 

Als Anfang der dreißiger Jahre die Arbeitslosigkeit in Deutschland immer drückender wurde, stellte das Reich zur Schaffung von Siedlerstellen für vorstädtische Kleinsiedlungen Mittel bereit, um arbeitslosen und kinderreichen Familienvätern eine Hebung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse zu ermöglichen. Zudem herrschte damals auch großer Mangel an Kleinwohnungen. Im September 1932 genehmigten die Stadtverordneten zur Errichtung einer Stadtrandsiedlung für zwanzig Siedler die Aufnahme eines Darlehens von 50 000 Mark. Zunächst war als Siedlungsgelände 24 000 Quadratmeter stadteigenen Bodens auf dem sog. Tanzplatz oberhalb des Stadtteils Ockershausen vorgesehen. Dieser Plan kam aber infolge der fehlenden Trinkwasserversorgung nicht zur Durchführung. Man entschloß sich dann, das notwendige Gelände in Größe von 46 000 Quadratmetern südlich der Großseelheimer Straße vom Forstfiskus zu erwerben und dort 42 Siedlerstellen in 21 Doppelhäusern, darunter 14 Eigensiedler, zu errichten. Das Reich stellte für jeden Siedler 2250 Mark Darlehen zu billigem Zinssatz bereit. Die Eigensiedler erhielten aus einem anderen Fonds je 800 Mark und mußten 1500 Mark an Eigenkapital aufbringen. Die Stadtverwaltung übernahm mit einem Kostenaufwand von 28000 Mark den Geländeerwerb, Wasser- und Elektrizitätsversorgung, Straßenbau usw. Die Siedler wurden verpflichtet, bei allen Arbeiten unentgeltlich und tatkräftig mindestens hundert Stunden mittätig zu sein, Umzäunungen der ihnen zugeteilten Grundstücke mußten sie selbst herstellen, infolge fehlender Kanalisation wurde bei jedem Hause eine Grube angelegt, die regelmäßig entleert werden mußte.

Die Siedlungshäuser wurden für die ersten drei Jahre verpachtet, später konnten diese als Eigentum übertragen werden. Die Pacht betrug während dieser Zeit etwa 15-20 Mark monatlich. Es meldeten sich zahlreiche Bewerber, von denen 28, meist Arbeitslose oder Kurzarbeiter, ausgesucht wurden. Für die Eigensiedlungsstellen interessierten sich kleine Angestellte, Gärtner und zwei städtische Polizeibeamte.
 

Am 21. August 1933 konnte der erste Spatenstich zur Errichtung der Siedlungshäuser erfolgen. Bereits im Juli hatten die Siedler einen etwa 500 Meter langen Wasserleitungsgraben vom Behälter an der Scheppe-Gewisse­ Gasse aus angelegt, eine infolge des damals trockenen Sommers und z. T. steinigen Bodens sehr harte Arbeit. Monatelang wurde fleißig an dem Aufbau der Siedlungshäuser gearbeitet, bis dann ein zünftiges Richtfest gefeiert werden konnte. Zum Ausbau der Brüder-Grimm-Straße zog das Stadtbauamt Pflichtarbeiter heran. Die ersten Siedler konnten am 30. April und die letzten am 15. Mai 1934 ihren Einzug in die neuen Häuser halten, bei denen sie auch Stallungen zur Haltung von Kleintieren eingerichtet hatten. Mit Eifer gingen sie dann an die Anlage ihrer Gärten. Im Jahre 1956 wurde die Stadtrandsiedlung kanalisiert und 1958 durch Bau von weiteren 13 Siedlerstellen an der neu angelegten Gerhart-Hauptmann-Straße erweitert.

Reges geselliges Leben
 

Mit Befriedigung kann die Hausenhaus-Gemeinde in ihrem Jubiläumsjahr auf das von ihr Erreichte zurückblicken. Viel Arbeit, Mühe und Sdlweiß erforderte es, als vor 35 Jahren die ersten Siedler aus der Altstadtenge heraus auf die Lahnberge zogen, um sich hier in gemeinsamer Arbeit ein von grünenden und blühenden Gärten umgebenes Eigenheim zu schaffen. Wer heute seine Schritte durch das nach dem letzten Weltkrieg enorm erweiterte Wohngebiet lenkt, bemerkt in den liebevoll und vorbildlich gepflegten Zier- oder Wirtschaftsgärten überall zufriedene Menschen. Die Hausenhausgemeinde hat es aber auch schon von den ersten Jahren an verstanden, das gesellige Leben unter ihren Mitgliedern zu fördern und zu pflegen, um damit ein freund-/nachbarliches Band zu knüpfen. Erntedankfeste, Weihnachtsfeiern für Kinder und Erwachsene, Faßpartien, Fastnachtstanz, Altennachmittage, Busfahrten ins Blaue usw. sind seit Jahren selbstverständlich geworden.

Ausspracheabende mit Vertretern der Stadtverwaltung trugen dazu bei, daß in dem neu entstandenen Stadtteil die Straßen-, Wege- oder Beleuchtungs­ und Verkehrsverhältnisse erheblich verbessert werden konnten. Am Rabenstein und an der Gerhart-Haupt mann-Straße entstanden Kinderspielplätze und die Wiese vor der Bismarcksäule gestaltete die Stadtgärtnerei in eine besonders von den Alten gern aufgesuchte Schmuckanlage um. Einen Markstein in der Entwicklung der Hansenhaus-Gemeinde bildeten 1963 der Bau einer Grundschule und eines Kindergartens an der Gerhart-Hauptmann­Straße.


Möge das Jubiläumsfest dazu beitragen, das Zusammengehörigkeitsgefühl noch weiter zu stärken und viele bisher noch Abseitsstehende veranlassen, sich der Hansenhaus-Gemeinde als Mitglieder anzuschließen, vor allem aber auch durch ihre Mitarbeit dazu beitragen, daß noch weiter auftauchende Probleme zum Wohle aller gelöst werden können. Wer wollte sich auch dieser schönen Gemeinschaftsaufgabe entziehen?



Quelle: Stadtarchiv Marburg - Nachlass Hermann Bauer - Nr. 1689

Mittwoch, 1. Juni 2016

Wie alles begann - Teil V

Oberhessische Blätter Nr. 18 vom Oktober 1933
200 Jahre Hansenhaus

Die Oberhessischen Blätter, eine Heimatbeilage der Oberhessischen Zeitung, veröffentlichten in der Nr. 18 im Oktober 1933 einen Artikel mit der Überschrift "200 Jahre Hansenhaus" über das Hansenhaus / die Hansenhäuser und deren Entstehung anlässlich des 200jährigen Jubiläums dieses.

Dieser Artikel hatte folgenden Wortlaut:

200 Jahre Hansenhaus

Marburg liegt inmitten einer durch mannigfache Schönheiten reich gesegneten Natur und ist umschlossen von schön bewaldeten, zum Teil ziemlich steil aufsteigenden Höhen, deren Abhänge fruchtbare Obsthaine, Gärten und Felder tragen. Zu dem seltenen Reichtum landschaftlicher Schönheit kommt eine Fülle geschichtlicher Erinnerungen, die sich an zahlreiche Stätten knüpft. Sie sind am besten zu überschauen vom Schloß aus, deren Südterrasse einen überraschenden Blick auf den südlichen Stadtteil, das Lahntal, mehrere Dörfer und Höhen gewährt und u. a. auch das Hansenhaus erkennen läßt, in hellem Farbton aus dem Grün der Umgebung hervorlugend. Es sind zwei Wirtschaften, die zu beiden Seiten der alten von Marburg nach Schröck führenden Straße, auf der Höhe des Kaff genannten kahlen Vorsprungs liegen.

Für die Häusergruppe links hat die älteste Lokalforschung den Namen Schweinsgrund festgestellt, der aber die hinter derselben beginnende abschüssige Talmulde samt deren in Feld, Wiesen und Gärten bestehenden Umgebung bezeichnete. Indessen ist vor einigen Jahren von Professor Stengel in Marburg das lange verschollen gewesene hessische Kartenwerk von J. G. Schleenstein wiederentdeckt worden, das aus den Jahren 1704 bis 1708 stammt und an der Stelle des heutigen Hansenhaus das Mückenhaus erkennen läßt, das demnach als der Vorläufer des Hansenhaus anzusprechen ist. 

Der erste Ansiedler auf dem Hansenhaus, Joh. Balthasar Schmenner, findet sich zuerst vor jetzt gerade zweihundert Jahren, 1733, unter den Steuerzahlern aus den benachbarten Hausdörfern (Marbach, Wehrda, Ockershausen und Cappel), die in der Gemarkung Marburgs begütert und als solche dahin steuerpflichtig waren. Er tritt zunächst auf unter den Steuerpflichtigen aus der Marbach und von 1735 am unter denen von Ockershausen mit der Bemerkung „ufm Berg“.

Um 1735 war die Oberfläche des Kaffs noch Staatseigentum und unbebaut, woselbst Johann Balthasar Schmenner sich wahrscheinlich Rottland erworben, dieses urbar gemacht und Wohnhaus und Scheune daneben erbaut hatte. Die Stadt Marburg gab noch einem Eintrag im Stadtprotokollbuch vom 6. November 1736 „dem Schmenner auf dem Kaff“ einen Acker auf drei Jahre in Leihe. Im Kamerarchiv, Pachtrepositur Marburg Nr. 11, stellte Geh. Archivrat Dr. H. Reimer die Bemerkung von 1743 fest: bey des Hanßen Haußes der Schweinsgrund: hier wird also zwischen beiden wohl unterschieden. 


Durch das jene Talmulde fortsetzende enge Tal windet sich der dem Lahnberg entspringende Zahlbach, der bei Weidenhausen sich in die Lahn ergießt. Infolge der durch die Anlage der Autostraße erfolgten Erweiterung des Platzes vor dem Gasthaus Zeiß wurde in diesem Jahre der Zahlbach in Rohre gefaßt und überdeckt. 

Ein zweiter Ansiedler „ufm Berg“ der noch eine höhere Steuerquote zahlte als der erste, namens Johann Wilhelm Schmenner, ist wohl der Erbauer des noch vorhandenen Wohnhauses, zu dem eine etwa 1880 abgebrannte und spätestens 1884 wieder aufgebaute Scheune gehörte. An Stelle des ersten Ansiedlers Johann Balthasar Schmenner kommt im Jahre 1750 zum erstenmal im Steuerregister sein Schwiegersohn Johannes Mengel vor. Zwei auf dem Marburger Rathaus geführte Eheprotokolle der beiden Kinder Mengels sind errichtet am 2. September 1773 und 15. Oktober 1776. Jeder der beiden Söhne des erwähnten zweiten Ansiedlers Johann Wilhelm Schmenners hieß Johannes. Ausweislich des Taufbuches der lutherischen Gemeinde Marburg wurde dem Johannes Schmenner dem Aelteren „auf dem Berg“ 1759 ein Sohn geboren und 1761 ein zweiter. Bevor Johannes Schmenner der Jüngere sich verheiratete, ließ er sich erst in die Bürgerschaft Marburgs aufnehmen. Darüber berichtet das Stadtprotokoll von Marburg mit den Worten: Den 10. Juli 1762 wurde Johannes Schmenner vom Schweinsgrund zum allhiesigen Bürger aufgenommen und verpflichtet. Eine im Stadtprotokoll eingeheftete Bescheinigung des Rentmeisters Duntz in Marburg vom 10. Juni 1762 bekundet, daß die Eltern des Johannes Schmenner junior auf dem Hansenhaus sich nicht in Leibeigenschaft befänden“.

 Nach den Marburger Bürgerlisten von 1781 bis 1800 war im Besitz des älteren Hofes „links, Johannes Schmenner, und in dem des anderen (rechts) Balthasar Mengel. Jener vergrößerte sein Haus durch einen Anbau; entdeckte man doch um 1869 bei baulichen Veränderungen die folgende in einem Balken über einer Türe eingeschnittene Inschrift:

Johannes Schmenner und seine Frau,
Anna Katharina, haben Gott getraut
und dieses Haus erbaut,
im Jahre 1783
 Im Anfang des vorigen Jahrhunderts machte ein Nachkomme des erwähnten Johannes Mengel hinter seinem Besitztum Hansenhaus links, die Weiße Mucke genannt, Lehmsteine. 

Die Schützengesellschaft hatte hier, wo jetzt das Forsthaus steht, im Jahre 1848 einen Scheibenstand; ebenso hatte von 1867 bis 1869 der Schützenverein drei Scheibenstände auf dem Hansenhaus. So zog dies herrliche Fleckchen Erde mit den beiden, einen großartigen Blick auf Marburg bietenden Gasthäusern schon lange Scharen von Besuchern an. 

Aber auch die Wissenschaft intereserte sich für die Vergangenheit der vielbesuchten Stätten, und in der Aprilsitzung 1885 des hessischen Geschichtsvereins in Marburg suchte Dr. von Knoblauch wahrscheinlich zu machen, dass das Hansenhaus der nach Marburg zu versetzte letzte Hof des ehemaligen Dorfes Arzbach bei Großseelheim sei. (Mitte 88/1885.) Dadurch fühlte sich wohl der Lokalhistoriker W. Bücking veranlaßt, in der Oberhessischen Zeitung vom 17. September 1885 die grundlegenden Daten über die Geschichte der Hansenhäuser zu veröffentlichen. Die Vermutungen über Arzbach wurden später wieder aufgenommen. Infolge Zeitungsberichten über Funde von Inschriftsteinen und Bauresten auf den Wiesen südlich Bauerbach unternahm der Marburger Geschichtsverein am 11. Oktober 1899 einen Ausflug zur Besichtigung der Fundstätte. Es ergab sich, daß es dabei nur um Gemarkungssteine aus jüngerer Zeit, dem 18. Jahrhundert, handelte. Und um die Grundmauern eines Hauses, das nach der Lage zu schließen das alte Teichwärterhaus gewesen ist. Denn das Wasser des Arzbach genannten Bächleins, das sich in der flachen Wiesenmulde von dem Lahnberg östlich zwischen Groß- und Kleinseelheim zur Ohm herabzieht, war früher im oberen Tal dieses Tales durch Querdämme zu einer Anzahl terrassenförmig übereinander gelegener Teiche aufgestaut, die ehemals dem Deutschen Orden gehörten. Die ganze Flur liegt in der Gemarkung des nächsten Dorfes Arzbach, an das heute noch der Bachname und der Waldort „Im Arzbach“ am obersten Ende der Mulde erinnern. Die spärlichen Grundmauerreste des Gebäudes ließen einen sicheren Schluß auf ihr Alter nicht zu.

 Zum Hansenhaus links gehörten im Jahre 1815 mehrere Wohnhäuser und eine Scheune, und man betrieb hier, wie auch rechts, bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eine kleine unbedeutende Wirtschaft, die dem Besucher höchstens einen Schnaps, ein Käsebrot oder im Sommer, wenn es gut ging, einen Topf saure Milch auftragen konnte. 


Hier wohnte um 1850 Johannes Schmenner, der mit seiner Frau, von der er im Jahre 1870 starb, in kinderloser Ehe lebte und einen größeren Besitz an Land, ebenso wie der Bewohner der rechten Häusergruppe, sein eigen nannte. Er verpachtete in seinen letzten Jahren die Wirtschaft an eine Frau Schoppen, deren Mann als Schlosser bei der Bahn tätig war, und nach dem Tode der Witwe Schmenner ging, wohl nachdem die Scheune am 9. März 1874 gänzlich abgebrannt und wieder aufgebaut worden war, der Besitz an Louis Schmenner über. Nach dessen im Jahre 1895 erfolgten Tode übernahm Ernst Herling das Anwesen und ließ die Wirtschaftsgebäude durch An- und Umbauten vergrößern und den Anforderungen der Zeit entsprechend ausstatten, bis der Gastwirt H. Schneider 1919 es erwarb, aber nach einigen Jahren einem im Weltkrieg erworbenen Leiden erlag, so daß dessen Witwe heute dem Betrieb vorsteht. 

Die Wirtschaft Hansenhaus rechts hatte um 1850 ein Mann namens Schmenner inne, der über fünfzig Jahre in der Niedereheschen Tabakfabrik tätig war und ein kleines Wohnhaus besaß, im unteren Stock das Wirtszimmer und dahinter die Küche bergend; daran war ein kleiner Stall angebaut. In dem 1850 angebauten kleinen Saal wurde Sonntags Tanzmusik abgehalten und von den damals hier liegenden bayrischen Exekutionstruppen viel besucht. Die Gastwirtschaft ist von dem jetzigen Besitzer F. Schmenner durch Umbauten vergrößert worden, so daß beide Hansenhäuser gern besuchte Erholungsstätten für Marburger und Fremde sind. H. B.


Anmerkung:
Der Verfasser dieses Artikels der Oberhessischen Blätter verfügte nicht über die heutigen Recherchemöglichkeiten wie Internet, digitalisierte Akten, Karten, Kirchenbücher und Personenstandsregister sowie für jedermann frei zugängliche Archive. Dadurch ist der Artikel aus heutiger Sicht teilweise fehlerhaft und deshalb in sich widersprüchlich.



Oberhessische Blätter Nr. 18 vom Oktober 1933:




Sonntag, 1. Mai 2016

Wie alles begann - Teil IV

Das Hansehaus und die Wissenschaft

Anno 1885 interessierte sich die Wissenschaft für die Vergangenheit des Hansehaus.


Jahrgang 1885
I – IV. Vierteljahrs – Heft.
Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde
Versammlungen des Vereins


In der A p r i l s i t z u n g sprach Herr Dr. v o n K n o b l a u c h über einige bemerkenswerthe Punkte in der Umgebung Marburgs. Zuerst bewies er, dass das ehemalige Dorf Iberishausen auf der Stelle des jetzigen englischen Hofes und Schützenpfuhls gelegen habe. Er zeigte, woher die bisherige, falsche Annahme gekommen und erläuterte sowohl die Stelle der Mühle, als die Lage des Mühlgrabens und des Zweiwegs, wo es nach Ockershausen und nach Iberishausen geht. Zweitens suchte er wahrscheinlich zu machen, dass das jetzige Hansehaus der nach Marburg zu versetzte letzte Hof des ehemaligen Dorfes Atzbach bei Grossseelheim sei, endlich sprach er über die sog. Hainskirche bei Cyriaksweimar und suchte darzuthun, dass sie die Dorfkirche für die Umgegend und die St. Cyriakskirche gewesen sei, von der Cyriaksweimar noch jetzt den Namen habe.



Marburg - Ausschnitt - Kurfürstentum Hessen - Blatt 60 - 1857



Marburg - Ausschnitt - Kurfürstentum Hessen - Blatt 60 - 1857

Zum 200. Jahrestag des Hansehaus im Jahre 1933 berichteten die Oberhessischen Blätter in einem Gedenkbeitrag unter anderem
... Aber auch die Wissenschaft intereserte sich für die Vergangenheit der vielbesuchten Stätten, und in der Aprilsitzung 1885 des hessischen Geschichtsvereins in Marburg suchte Dr. von Knoblauch wahrscheinlich zu machen, dass das Hansenhaus der nach Marburg zu versetzte letzte Hof des ehemaligen Dorfes Arzbach bei Großseelheim sei. (Mitte 88/1885.) Dadurch fühlte sich wohl der Lokalhistoriker W. Bücking veranlaßt, in der Oberhessischen Zeitung vom 17. September 1885 die grundlegenden Daten über die Geschichte der Hansenhäuser zu veröffentlichen. Die Vermutungen über Arzbach wurden später wieder aufgenommen. Infolge Zeitungsberichten über Funde von Inschriftsteinen und Bauresten auf den Wiesen südlich Bauerbach unternahm der Marburger Geschichtsverein am 11. Oktober 1899 einen Ausflug zur Besichtigung der Fundstätte. Es ergab sich, daß es dabei nur um Gemarkungssteine aus jüngerer Zeit, dem 18. Jahrhundert, handelte. Und um die Grundmauern eines Hauses, das nach der Lage zu schließen das alte Teichwärterhaus gewesen ist. Denn das Wasser des Arzbach genannten Bächleins, das sich in der flachen Wiesenmulde von dem Lahnberg östlich zwischen Groß- und Kleinseelheim zur Ohm herabzieht, war früher im oberen Tal dieses Tales durch Querdämme zu einer Anzahl terrassenförmig übereinander gelegener Teiche aufgestaut, die ehemals dem Deutschen Orden gehörten. Die ganze Flur liegt in der Gemarkung des nächsten Dorfes Arzbach, an das heute noch der Bachname und der Waldort „Im Arzbach“ am obersten Ende der Mulde erinnern. Die spärlichen Grundmauerreste des Gebäudes ließen einen sicheren Schluß auf ihr Alter nicht zu. ...
In den Mitteilungen des Jahrgangs 1899 an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde liest man einige Jahre später auf 
Seite 62:
IV. Ausflug.
Infolge einer in den Marburger Blättern gebrachten Mittheilung über Funde von Inschriftsteinen und Bauresten auf den Wiesen südlich Bauerbach unternahm der Geschichtsverein am 11. October einen Ausflug zur Besichtigung der Fundstätte. Es ergab sich, dass es sich dabei nur um Gemarkungssteine aus jüngerer Zeit (18. Jahrhundert) handelte und um die Grundmauern eines Hauses, das nach der Lage zu schliessen das alte Teichwärterhaus gewesen ist. Denn das Wasser des Arzbach genannten Bächleins, das sich in der flachen Wiesenmulde von den Lahnbergen östlich zwischen Gross- und Klein-Seelheim zur Ohm herabzieht, war früher im oberen Theile dieses Thales durch Querdämme zu einer Anzahl terassenförmig übereinander gelegener Teiche aufgestaut, die ehemals dem Deutschen Orden gehörten. Die ganze Flur liegt in der Gemarkung des wüsten Dorfes Arzbach, an das heute noch der Bachname und der Waldort „Im Arzbach“ am obersten Ende der Mulde erinnert. Die spärlichen Grundmauerreste des Gebäudes lassen einen sicheren Schluss auf ihr Alter nicht zu.


Quelle: Stadtarchiv Marburg SM0997 - Übersichtskarte Hansenhäuser mit Schweinsgrund und Arzbach (Atzbach)




Der Lokalhistoriker Wilhelm Bücking fühlte sich veranlaßt, in der in Beilage zu der Oberhessischen Zeitung Nr. 218 vom 17. September 1885 die grundlegenden Daten über die Geschichte der Hansenhäuser zu veröffentlichen.





Freitag, 1. April 2016

Wie alles begann - Teil III

Wilhelm Bücking, Lehrer an der Mädchen-Bürgerschule und Organist zu St. Elisabeth in Marburg an der Lahn, erzählt in seinem 1886 bei R. G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung erschienenen Buch "Mitteilungen aus Marburgs Vorzeit" die Entstehungsgeschichte  in dem Kapitel "Das Hansenhaus" wie folgt:

Wilhelm Bücking, Mitteilungen aus Marburgs Vorzeit, Stadtarchiv Marburg -Buchrücken


Wilhelm Bücking, Mitteilungen aus Marburgs Vorzeit, Titelseite, Stadtarchiv Marburg







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Dienstag, 1. März 2016

Wie alles begann - Teil II

Das Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, nachfolgend HLGL, stellt mit dem Landesgeschichtliches Informationssystem, nachfolgend LAGIS, nachfolgende Daten sowie nicht belastbare Vermutungen aus dem (Hessisches) Historisches Ortslexikon Marburg, Seite 117 zur Verfügung:


Hansenhäuser

Datensatz Nr. 534014242 

LAGIS

Siedlung - Ortstyp: Gasthaus



Lage:

Am östlichen Stadtrand von Marburg.
2 Ausflugslokale auf einer den Lahnbergen westlich vorgelagerten Hochterrasse


Ersterwähnung:

1708/1710  

Bemerkung:
Zur Zeit noch eine nicht belastbare Aussage. 


Siedlungsentwicklung:
I.
Vermutlich im 17. Jahrhundert von einer aus Holland eingewanderten Familien Snyder angelegtes Gehöft.
Anfang des 18. Jahrhunderts abgebrannt.

II.
1707 bekommt der Schmied Johannes Klein die Erlaubnis 63/4 Morgen Wüstung im Schweinsgrund zu roden und auf der Weißen Mocken ein Wohnhaus zu errichten.

III.
Später ist das ehemalige Snyder'sche Anwesen (Hansenhaus rechts) im Besitz der verwandten Familien Schmenner (1736: Schmenner uffm Kaff).

IV.
1745 befindet sich eine zweite Ansiedlung der Familien Schmenner "uffm Berg"


Bemerkungen:

zu I.
Diese Aussage ist sehr vage. Das Gehöft lässt sich keiner Flur zuordnen. Nähere Angaben fehlen.
 
zu II.
Die Flur Schweinsgrund liegt unseren heutigen Ortskenntnissenunterhalb des heutigen Hansenhaus Links zwischen den heutigen Straßen An der Zahlbach, Alter Kirchhainer Weg und Schubbelackerweg
Der Weißen Mocken lag oberhalb des heutigen Hansenhaus Links in der Höhe des heutigen Trimm-Dich-Pfad, ca. 1000 Meter Luftlinie vom Kirchhainerweg / Zahlbach den Berg hinauf am / im Wald, im Bereich der ehemaligen, damals nur als Hohlweg existierenden, Straße nach Schröck und Alsfeld
In einem Ausschnitt der Schleensteinkarte wird das Mückenhaus dargestellt und auch als solches benannt. 
Die einzelnen Bögen der uns heutig bekannten Schleensteinkarte wurden ab ca. 1704 erstellt und nach 1710 als Ganzes, der Schleensteinkarte, zusammengetragen.
 
zu III.
Hier handelt es sich noch zur Zeit noch um nicht belegbare Vermutungen. 
Ob ein Schmenner eine Schneider (Snyder) oder ein Schneider (Snyder) eine Schmenner damals geheiratet hat, ist nicht eindeutig belegbar, aber durchaus möglich. Ebenso ist der Kauf des vermuteten abgebrannten Anwesen in Frage zu stellen.

zu IV. 
Im Jahr 1745 erscheint in den städtischen Registern ein zweiter Ansiedler "aufm Berg". Es ist Johann Wilhelm Schmenner. Auch er baut Wohnhaus und Scheune und macht Länderein im "Schweinsgrund" urbar.
 

Historische Namensformen: 

Mückenhaus (1708/10) 

Hanßen haußes, bey des (1743) 
Hansehaus (1846) 

Hansenhaus rechts [später] 
Hansenhaus links [später] 

Bezeichnung der Siedlung:

Hof 1846





Bitte beachten Sie den Teil III von "Hansenhaus Rechts - Wie alles begann ..." von Wilhelm Bücking aus dem Jahre 1886.

Wilhelm Bücking nimmt darin Stellung zu den Lagen und Größen der Fluren sowie den Ortsbezeichnungen "ufm Berg" und "ufm Kaff".



Schleenstein'sche Karte, Johann Georg SCHLEENSTEIN: Landesaufnahme der Landgrafschaft Hessen-Kassel 1705-1710 - Ausschnitt aus Blatt von Marburg - Mückenhaus eingezeichnet und benannt



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Samstag, 20. Februar 2016

Anno 1715 im Schweinsgrund bei Marburg


Der Schweinsgrund bei Marburg

In der alten Akte "Verwaltung der Buchholzischen Güter im Schweinsgrund bei Marburg" des Zeitraumes 1707 bis 1794 befindet sich auf Seite 94 diese Flurkarte.



Sie deckt nach heutiger Sicht das Gebiet "Rabenstein - Kaffweg - Hansenhaus Links - Alter Kirchhainer Weg" ab.

Im Jahre 1715 gab des die Großseelheimer Straße noch nicht. Wollte man nach Kirchhain reisen, so konnte man nach heutiger Sicht hinter St. Jost unter zwei Routen wählen. Die alte Route führte über den heutigen Alten Kirchhainer Weg, an der ehemaligen Abdeckerei Anton Gary vorbei, über die alte Heeresstraße "Altes Pflaster" mit seinen heute noch existierenden Steinpflaster, am Löwensteinkreuz vorbei, geradeaus den sehr steilen Lahnberg hoch auf die Alte Bauerbächer Straße.

Die andere, hier eingezeichnete, Route führte den Kaffweg hoch, am Hansenhaus Links vorbei, zu den an der ehemaligen Revierförsterei Hansenhaus beginnenden, bis circa 1965 existierenden, Serpentinenwege den Lahnberg hoch. Oben auf dem Lahnberg, kurz vor dem heutigen Sanatorium Sonnenblick, teilte sich diese Route. Links ging es auf die Alte Bauerbächer Straße in Richtung Bauerbach, Großseelheim, Kleinseelheim, an Radehausen vorbei, nach Amöneburg und Kirchhain. Geradeaus führte die Route über Schröck und Mardof nach Alsfeld.

Die in der Mitte dieser Karte eingezeichneten Wege sind die Vorläufer des Fähnrichweges und der Höhlsgasse. 

Der nachfolgende Plan aus der Neuzeit von ca. 1955 dient zum Gebiets- und Routenvergleich.


Quelle: Stadtarchiv Marburg - SM0997 - Ausschnitt aus einem alten Plan von ca. 1955 zum Gebiets- und Routenvergleich mit der Flurkarte von 1715


Das erste belegbare Bauwerk im Schweinsgrund, die Scheune von ca. 1707 des Schmiedes Johannes Klein, ist, nach heutiger Sicht unterhalb des Anwesens Hansenhaus Links in Höhe des Wasserweges am unteren Schubbelackerweg, eingezeichnet. Das genehmigte Wohnhaus an bzw. auf der Weißen Mocke ist nicht eingezeichnet. Sehr wahrscheinlich wurde es nie gebaut oder existierte 1715 bereits nicht mehr.







Mittwoch, 10. Februar 2016

Landgraf Carl

Der Schmied Johannes Klein zu Marburg
 
Das (Hessische) "Historisches Ortslexikon Marburg" schreibt auf Seite 117:
1707 bekommt der Schmied Johannes Klein die Erlaubnis 6 3/4 Morgen Wüstung im Schweinsgrund zu roden und auf der Weißen Mocken ein Wohnhaus zu errichten.
 In der alten Akte für den Zeitraum 1707 bis 1794, mit dem Titel "Verwaltung der Buchholzischen Güter im Schweinsgrund bei Marburg", liegt als erstes Blatt eine Abschrift (Cp) der Genehmigung des Landgrafen Carl vom 9. September 1707, dem Schmied Johannes Klein zu Marburg Rottland im Schweinsgrund gegen Zins zu überlassen.

Der Inhalt dieses Dokuments lautet:

Cp:
Weilen dem von unerm Forstambt zu Marburg
uns unterthänigst erstatteten Bericht nach die
hierin erwähnte wüstung der Schweinsgrund
genannt, ohne Schaden des walds und gehölzes
gerottet und arthafft gemacht werden kan,
so verwilligen wir gnädigst, daß Johannes
Klein, Schmied zu Marburg von solcher
wüstung, 6 ¾ Morgen, wie solche in dem uns
vorgezeigten abriß abgezeichnet sind, zur Arthafft-
machung eingeräumet und angewiesen
werden mögen , unserer Renthcammer, demnach
gdt [gnädigst] befehlend uff solche 6 ¾ Morgen, wann-
solche zuforderst gerottet einen gewißen
jährl. zinß und übrige auff dergl.n übliche
belastung zu trage und solche uns verrechnen
zu lassen etc.. unser vorbeh.: Forstambt zu Mar-
burg aber hat wegen solcher Rottäcker-Ein-
räumung Verfügung zu thun, und dahin
zu gehen, daß dieseselbe in gutem baus
und beßerung erhalten werde mögen.
Caßell d [en] 9. Sept: 1707
Carl
Die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses auf der Weißen Mocken, bzw. der Bau einer Scheune im Schweinsgrund, wird in diesem Dokument nicht erwähnt.

In Flurkarten ab 1715 ist ein Gebäude im Schweinsgrund, unterhalb des Plateau der heutigen Liegeschaft Hansenhaus Links, in der abfallenden Talmulde hin zum Alten Kirchhainer Weg, eingezeichnet.

Einige Flurkarten zeichneten dieses Gedäude jedoch oben auf dem Berg beim Hansenhaus Links ein. Dieser Standort ist allerdings unwahrscheilich, da dieses Plateau damals schon eine eigene Flurbezeichnung hatte. Ebenfalls ist dort nicht der erwähnte Weiße Mocken.
Quelle: Hessisches Staatsarchiv Marburg - 23 c Marburg Nr. 107- erstes Blatt des Acts "Verwaltung der Buchholzischen Güter im Schweinsgrund bei Marburg"








 

Montag, 1. Februar 2016

Der erste Siedler auf dem Berg


Johann Balthasar Schmenner

Der erste Siedler auf dem Berg (uffm Berg) war Johann Balthasar Schmenner. 

Ein erster amtlicher Hinweis befindet sich in dem Contributionsregister der Stadt Marburg des Jahres 1733.






































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Contributionsregister des Jahres 1733 - Quelle: Hessisches Staatsarchiv Marburg / 330 Marburg A II 11 Jg 1733













































































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Contributionsregister des Jahres 1733 - Quelle: Hessisches Staatsarchiv Marburg / 330 Marburg A II 11 Jg 1733

Q









































































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Johann Balthasar Schmenner - Eintrag im Contributionsregister des Jahres 1733 - Quelle: Hessisches Staatsarchiv Marburg / 330 Marburg A II 11 Jg 1733























































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Dienstag, 26. Januar 2016

Zum 170. Todestag von Heinrich Schmenner

Heinrich Schmenner (22.03.1838 – 26.01.1846)

Inschrift eines Grab- und Gedenksteines aus dem Jahre 1846 auf dem Alten Friedhof am Barfüßertor zu Marburg:
DEM ANDENKEN DER DREI KNABEN GEWEIT WELCHE AM 26 JANUAR 1846 DURCH DEN EINSTURZ DER PREDIGER MAUER AM LAHNTHOR DEN TOD FANDEN UND HIER VEREINT SIND
 

Was war geschehen? 

Der Knabe Heinrich Schmenner (22.03.1838) lebte mit seinen Eltern, dem Bürger, Tabakspinner und späterem Wirth des Hansenhof Johannes Schmenner, Sohn des  Balthasar Schmenner, Wirth auf dem Hansenhof (Hansenhaus Rechts), und Ehefrau Christine, geb. Saelzer sowie seinen Geschwistern im Haus Nr. 742 des Marburger Vorortes Weidenhausen (Heute Weidenhäuserstraße 80). Das Haus 742 war ein sehr schmales und hohes Haus, angebaut in einem von der Straße nicht sichtbaren Winkel des Vorderhauses. Der Eingang befand sich in einer kleinen Gasse. Heute sind beide Häuser durch den Eingang des Vorderhauses erreichbar.



Wie eigentlich an jedem Tag, machte sich Heinrich auch am Montag den 26. Januar 1846, so um halb Acht rum, auf den Weg zur Schule. Unterwegs traf er noch Freunde und Schulkameraden, und so ging man gemeinsam das Lahntor hinauf zur Schule. An diesem Morgen sollten allerdings nicht alle die Schule erreichen. Just in dem Augenblick, als die Schüler das Lahntor passierten, stürzte mit Getöse die enorm große Prediger Mauer ein und begrub mehrere Kinder unter sich.



Der Marburger Polizeidirektor, Wilhelm Heinrich Wangemann, berichtet umgehend, noch am 26. Januar 1846, an das Innenministerium in Kassel:
"... Heute Morgen um 3/4 8 Uhr stürzte die Mauer unter dem Gärtchen hinter dem Gymnasialgebäude und an dem Universitätsgebäude, durch einen viertägigen,Tag und Nacht anhaltenden, Regen erweicht, fast in ihrer ganzen Länge zusammen, verschüttete durch Steine und Erde die ganze sehr breite aus der oberen Stadt nach der Lahnbrücke zu führende Straße dergestalt, dass sogar der Schutt mehrere der gegenüber liegenden Häuser beschädigte [.....] Dabei wurden mehrere Kinder, welche sich auf dem Weg zur Bürgerschule befanden, verschüttet und teilweise erschlagen. [....] Drei Kinder konnten nur noch tot aus dem Schutt geborgen werden zwei weitere waren lebensgefährlich und drei minder hart verletztet. …" 
 Der Direktor des Gymnasiums, Dr. August Friedrich Christian Vilmar, berichtete ebenfalls in seiner gedruckten Mitteilung „Zu der öffentlichen Prüfung der Schüler des Kurfürstlichen Gymnasiums zu Marburg im Jahre 1846“ auf den Seiten 37 und 38 über das tragische Unglück:
"… Am 26. Januar 1846 stürzten in Folge der ungewöhnlichen Regengüsse, welche in den nächstvorhergegangenen Tagen Statt gefunden hatten, die hohen Umfassungsmauern des ehemaligen Dominikanerklosters und jetzigen Universitätsgebäudes, innerhalb dessen sich auch das Gymnasium befindet, zu grossen Theile – fast so weit dieselben die dermalige Dienstwohnung des Gymnasialdirectors umschlossen, nach der Lahnthorstrasse hin ein, und begruben in ihrem Falle fünf Knaben von 7- 8 Jahren, Schüler der hiesigen Bürgerschule, von welchen drei ihren augenblicklichen Tod fanden, zwei lebensgefährlich verletzt, aber seitdem wieder hergestellt wurden. Schüler des Gymnasiums wurden von dem Unfalle nicht berührt, ebenso wenig irgendeins der Schullocale des Gymnasiums oder die Aula der Universität. Dabei musste ein in Benutzung des Gymnasiums befindliches Gebäude in Folge dieses Mauersturzes zum großen Theil abgebrochen und die Bibliothek nebst den übrigen Sammlungen und Apparaten de Gymnasiums, welche in diesem Gebäude ihre Locale hatten, einstweilen in einem Privathause der Stadt untergebracht werden. [….] Unter ganz gleichen Umständen, nach ungewöhnlichen Regengüssen, welche, wie diesmal, ein starkes Anfluten der Lahn zur Folge hatten, stürzte dieselbe Mauer an dem demselben Tage (14. Januar in alten Stils) und derselben Stunde (acht Uhr Morgens) wie 1846, im Jahre 1552 ein, und zerschmetterte zwei gegenüberliegende Häuser, kostete damals jedoch kein Menschenleben. …"

Im Wochenblatt für die Provinz Oberhessen, Marburg, Sonnabend den 31. Januar 1846, konnte man im Mitteilungsteil für Marburg ebenfalls darüber lesen.
Gestorben in der evangelisch-lutherischen Gemeinde: Philipp, des hiesigen Bürgers und Seifensieders Oavid Prätorius Sohn, alt 8 Jahre, 11 Monate und 14 Tage ; Heinrich, des hiesigen Bürgers und Tabackspinners Johannes Schmenner Sohn, alt 7 Jahre, 10 Monate und 17 Tage; Wilhelm, des hiesigen  Bürgers  und  Häfnermeisters  Christoph Hermann Keppler Sohn, alt 8 Jahre, 11 Monate und 5 Tage.


 Etliche Jahre später, ca. 1875, entstand dieses Bild. Darauf kann der Betrachter anhand der Steine der Mauer erkennen, welches Teil dieser Mauer nach dem Einsturz erneuert wurde.

Philipps Universität ca. 1875. Blick auf die wiederaufgebaute Mauer. Quelle: Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner



"... Die Bürgerschaft Marburg, genauer gesagt, die der lutherischen Gemeinde, hingegen hatte noch im Jahre 1846 einen Steinmetz beauftragt, ein großes Denkmal auf dem Friedhof vor dem Barfüßertor zu errichten bei dem auf der Stirnseite der eingangs zitierte Text steht; auf den drei übrigen Seiten ist jeweils der Name eines Knaben und das Jahr seiner Geburt eingemeißelt. ..." (Dr.h.c.M.Lemberg)













    Quellennachweis:
    • Stadtarchiv Marburg und GenWiki: Sippenbuch der Stadt Marburg 
    • Dr. A. F. C. Vilmar: Zu der öffentlichen Prüfung der Schüler des Kurfürstlichen Gymnasiums zu Marburg im Jahre 1846 – Seiten 37/38 
    • Akten des Staatsarchivs Marburg, u. a. StAM Karten Marburg P II Nr. 3581: Universitätsgebäude zu Marburg, Facade nach der Lanthor-Straße und StAM Best. 16 Nr. 5591: Akten betreffend den Einsturz der Umfassungsmauer am Universitätsgebäude in Marburg 1846
    • Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner - Bild Lahntor
    • Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH) - Bilder Friedhof und Weidenhausen
    • Margret Lemberg, Or. h. c., Oberstudienrätin für die Fächer Deutsch und Geschich­ te, von 1981 bis 1995 am Philippmum in der Festschrift zum 475jährigen Jubiläums des Gymnasium Philippinum zu Marburg“ – Seiten 169-174, 180-181
    • Wochenblatt für die Provinz Oberhessen, Marburg, Sonnabend den 31. Januar 1846 STAM Slg 10 Marburg 3