Hansenhaus Rechts - Gemälde

Hansenhaus Rechts - Gemälde
Hansenhaus Rechts zu Marburg an der Lahn ca. im Jahre 1897 - Gemälde von Friedrich (Fritz) Klingelhöfer (04.061832 - 09.11.1903) Marburger Landschaftsmaler - Bildarchiv Foto Marburg 221331

Mittwoch, 28. Februar 2018

Täglich nachmittags und abends Konzert


Musik und gute Laune

Das Hansenhaus rechts verfügte schon Anfang der
1930er Jahre über eine umfangreiche Musikübertragungs- anlage. Diese wurde von der Marburger Firma "PHYMA" speziell für die Bedürfnisse des Hansenhaus rechts konstruiert und und installiert. Sämtliche Gasträume, einschließlich Saal und Außenbereich, konnten somit beschallt werden. Die Anlage wurde von einem riesigen
Röhrenverstärker befeuert. Eine für die damalige Zeit
von Größe und Umfang her eine ungewöhnliche Anlage.


Stolzer Kapellmeister Friedrich Carl "Fritz" Schmenner im Jahre 1932 vor seiner Musikanlage. Foto: Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner, Copyright by Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH / SDS Marburg)
Über 2.000 Schelllackplatten als Tonträger standen zur Verfügung. Alle Musikrichtungen über Klassik, Schlager, Tanzmusik usw. waren vertreten. Ein großer Plattenspieler, der sowohl mit Elektroantrieb wie auch Handkurbel in Gang gesetzt werden konnte sorgte für das Abspielen der Platten.

Für das "Auflegen" der Schallplatten sorgten in erster Linie der Chef Fritz Schmenner sen. und der Weidenhäuser Karl "Petter" Weintraut, von vielen Gästen Konzertmeiser vom Hansenhaus genannt.

Stammgäste wurden regelmäßig mit ihrer Lieblingsmusik erfreut, die dann schon beim Betreten des Lokals oder nach dem Platz nehmen erklang.


Werbeanzeige - Quelle: Universitäts Semesterführer 1936/37
Mitte der 1930er Jahre wurde auf dem Dach der geschlossenen Terrasse (Veranda) noch zusätzlich ein mit Zinkblech verkleideter Außenlautsprecher in den Maßen von ca. 1,20 x 1,20 Meter aufgebaut.

An der Vorderseite des Gehäuses sorgten Lamellen dafür, dass Schall von den im Inneren istallierten 3 Lautsprechern ungehindert austreten konnte. Somit konnten große Außenbereiche beschallt werden. Um die Reichweite zu überprüfen, wurde Karl "Petter" Weintraut auf das Landgrafenschloss beordert, um festzustellen, ob dort die Musik vom Hansenhaus rechts zu hören sei.

Fritz (Friedrich Carl) Schmenner setzte zum vereinbarten Zeitpunkt die Musikanlage mit höchster Lautstärke in Betrieb und tatsächlich war die Musik vom Hansenhaus auf dem Schloss zu hören. Allerdings gab es zu dieser Zeit noch nicht so viel verkehrsbedingte Nebengeräusche.

Das Ende der großen Musikanlage aus den 1930er Jahren kam im Jahr 1945. Nach Freigabe des von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmten Hansenhaus rechts fand Fritz (Friedrich Carl) Schmenner eine total zerstörte Anlage und Hunderte
von zerbrochenen Schelllackplatten vor.

Ende der 1940er Jahre wurde eine neue Anlage installiert, die dann ständig dem technischen Fortschritt angepasst wurde.


Zuletzt war eine kompakte BRAUN Musikanlage, bestehend aus einem Röhren-Radio, Verstärker und unter einem Deckel befindlicher 10er Wechsler für Schellackplatten installiert. Die Besonderheit dieser Musikanlage war der Radioteil, dieser verfügte bereits über UKW. Diese Anlage hatte die Maße von rd. 70 x 40 x 40 cm und wog ca. 25 kg. Im Rahmen von Renovierungsarbeiten wurde 1965 die BRAUN Musikanlage deinstalliert. Sie wurde anschließend noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts privat weiter genutzt. 

Übrigens, die Beschallungsanlage für die Freiflächen des Hansenhaus rechts war die seinerzeit größte und leistungsfähigste auf Dauer fest installierte Anlage in Marburg. 


Hubertus Schmenner erinnert sich: 
Der Plattenspieler rechts im Bild stand später noch bis Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre im Wohnzimmer. 

Das Gerät würde man heute als einen Hybridplattenspieler bezeichnen. Er war für seine Zeit ungewöhnlich. Der Plattenteller verfügte über 2 Antriebe, einmal per Handkurbelaufzug und einmal mit elektrischem Antrieb. Ebenso waren 2 Tonabnehmer vorhanden. Ein sogenannter Membranabnehmer für den im Unterschrank hinten Türen verborgenen und mit Stoff und Holz- schnitzerei abgedeckten Trichterlautsprecher. 

Der zweite Tonabnehmer wurde für die externe Verstärker- und Lautsprecheranlage benutzt. Bis Ende der 1930er Jahre war dieser Plattenspieler im Einsatz und dann durch ein moderneres Gerät ersetzt, auf dem ich dann auch Platten auflegen durfte. Der alte Plattenspieler, der dann im Wohnzimmer stand war immer noch (per Kurbel und eingebautem Lautsprecher) funktionstüchtig und ich habe noch lange darauf Schellackplatten abgespielt.

Stolzer Kapellmeister Friedrich Carl "Fritz" Schmenner im Jahre 1932 vor seiner Musikanlage. Foto: Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner, Copyright by Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH / SDS Marburg)


Hubertus Schmenner erinnert sich:
Die Veranda wurde 1933 erbaut. Kurz danach wurde bereits der große Lautsprecher auf dem Dach installiert. Er wurde mit einem riesigen 12 Röhrenverstärker befeuert, der eine gute Kühlung brauchte. War er voll aufgedreht, konnte man die Musik bis in die Stadt und Schloß hören.
Am Wochende war der Weintrauts "Petter" Kapellmeister. In der Woche machte es Friedrich Carl "Fritz sen." selber oder Fritz jun. als er älter war. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren durfte ich die Platten auflegen.
Beschwerden von Gästen kamen nicht. Viele Stammgäste hatten ihre Lieblingsmusik / Lieder die aufgelgt wurden, wenn sie zu Gast waren. Die meisten warteten schon darauf.
 Einer der wenigen Beschwerdeführer war der aus Holland stammende Professor Hermann Wirth Roeper-Bosch (Spitznamen: Hallap / Dippeteemann) aus der benachbarten Villa Ehrenburg. Friedrich Carl "Fritz sen." zog dann eines Tages mit einigen Kumpels auf das Nachbargrundstück und stellte Messlatten auf. Als Prof. Wirth nach dem Grund fragte, sagte Fritz sen, dass er das Grundstück für den Bau eines Waisernhauses und Kindererholungs- heims verkaufen wollte. Prof. Wirth könnte sich noch aussuchen, ob er von morgens bis abends Kinder- geplärr hören wolle oder lieber am Nachmittag schöne Musik. Die Beiden einigten sich darauf, dass der Lautsprecher in Betrieb bleiben konnte und die Dauer der Musik auf die Zeit zwischen 15.00 und 22.00 Uhr beschränkt wurde.
Blick auf das Hansenhaus Rechts und den großen Lautsprecher auf dem Dach der Veranda - 1940er Jahre - Foto: Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner, Copyright by Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH / SDS Marburg)


Die große Lautsprecheranlage mit den Gehäuse-Aussenmaßen von ca. knapp 120 x 120 x 100 cm auf dem Dach der Veranda wurde erst im Jahre 1965 im Rahmen einer Dachsanierung entfernt. Sie war bis zu diesem Zeitpunkt voll funktionsfähig.

Blick auf das Hansenhaus Rechts und den großen Lautsprecher auf dem Dach der Veranda - 1930er Jahre - Foto: Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner, Copyright by Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH / SDS Marburg)


Das nachfolgende Foto ist im Jahre 1953 entstanden. Hoch oben auf dem Flachdach der Veranda thront der große Lautsprecher. Im Gastgarten werden die Gäste von Fritz Schmenner sen, (mit dem Rücken zum Fotografen), seiner Tochter Hella Schmenner und seinem Sohn Fritz Schmenner jun. bedient.

1953 - Nachmittags im Wirtshausgarten - Der große Lautsprecher thront über allem auf dem Flaschdach der Veranda. - Quelle: Nachlaß Freia Höhne geb. Schmenner - Copyright by Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH  / SDS Marburg)

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Sonntag, 25. Februar 2018

Die erste Zentralheizung

Entgegen dem damalig beginnenden Trend der Investitionsmüdikeit und der sich daraus anbahnenden Weltwirtschaftskrise wurde im Hansenhaus Rechts zu Marburg an der Lahn im Jahre 1927 kräftig investiert.


Das Marburger Unternehmen Konrad Wiesner aus der Rotenbergstraße plante und baute die erste Zentralheizung im Hansenhaus Rechts. 

Betrieben wurde die Anlage mit Koks und / oder Holz. Zum Anfeuern wurden getrocknete, im Herbst in Massen gesammelte, Tannenzapfen und getrocknetes Reisig verwendet. Das Holz und das Reisig wurden in Schuppen, die Tannenzapfen dagegen wurden auf einer 80 qm großen Fläche auf dem Dachboden des Haupthauses gelagert.

Der Heizungsraum mit Kessel sowie der benötigte Kohlenkeller wurden unter dem Festsaal placiert und konnte nur über eine Falltür im Toilettenvorraum erreicht werden. Damit das benötigte Brennmaterial nicht durch die Gasträume getragen werden musste, wurde an der östlichen Aussenseite, in der Höhe des  heutigen Eingangs, ein Schacht angelegt.

Bei der Planung der Zentralheizung wurde damals schon berücksichtig, dass der große Vorratsraum und die Räucherkammer im ersten Obergeschoß nicht beheizt werden durfte. Dort lagerten die Vorräte, das Eingemachte und die damals schon in Stadt und Land bekannten Würste und Räucherwaren aus eigener Schlachtung. Dieser Vorratsraum wurde im Jahre 1972 stillgelegt.


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Die im Jahre 1927 von Konrad Wiesner installierte Heizungsanlage hat bis Mitte der 60er Jahre (Umstellung auf Heizöl) ohne nenneswerten Beanstandungen ihren Dienst versehen. 






Mittwoch, 7. Februar 2018

Die 5. Jahreszeit im Hansenhaus

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Marburger Karneval

 

Die Samstage zwischen Neujahr und Rosenmontag waren bei den Marburger Karnevalisten ein hoch begehrtes Gut. 

Um einen dieser begehrten Samstage zu ergattern, standen die Marburger Vereine und Institutionen alljährlich bei den Marburger Festsaalbesitzern Schlange.

Gemeinschaftshäuser und für jedermann zugängliche und buchbare Verbindungshäuser gab es noch nicht. Besonders in den Jahren mit einer kurzen fünften Jahreszeit kam es oft zu Engpässen. Einige Vereine mussten dann auf den damals unbeliebten Freitag ausweichen. 

Jeder Verein legte besonderen Wert auf eine eigene Dekoration. Schon Tage vor dem eigentlichen Termin wurden die Säle entsprechend geschmückt.


Fasching der Marburger Feuerwehr


Das nachfolgende Foto zeigt im Hintergrund einen Teil der Faschingsdekoration der Marburger Feuerwehr. Im Vordergrund sehen wir die Mannschaft des Hansenhaus Rechts vor dem Festbeginn.


Vor der Faschingdekoration der Marburger Feuerwehr wartet die Mannschaft von Friedrich Carl „Fritz“ Schmenner (Mitte), von links: Hella Schmenner, Seppl Krapp, Jakob Boß, Fritz Daub u. Dine Schwarz auf den Beginn der Faschingsveranstaltung.      Quelle: Nachlass Freia Höhne, geb. Schmenner; Copyright: Wolfgang O. H. Schmenner (WOHSCH / SDS Marburg)




 Hubertus Schmenner erinnert sich:
Die Dekoration im Saal wurde für eine Faschingsveranstaltung der Marburger Feuerwehr hergerichtet. Der ganze Saal wurde im Stiel einer Bayern Landschaft dekoriert. Ich meine, es war 1951 oder 1952. Der beiden Kellner waren Seppl Krapp aus Weidenhausen (im Hauptberuf Schneider wie Hermann Immel) und der andere war Fritz Daub. Er wohnte am Hainweg. Rechts auf die Foto ist Dine Schwarz zu sehen. Sie war zu dieser
Zeit Hausmädchen im Hansenhaus Rechts und stammte aus Wittelsberg.
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